Über einen Käse zu schreiben, den es in der Schweiz (noch) gar nicht zu kaufen gibt, macht gewöhnlich keinen Sinn. In diesem Falle aber mache ich eine Ausnahme. Die Geschichte ist gut, der Käse ausgezeichnet, und eine Verbindung zur Eidgenossenschaft gibt es auch noch.
Den Wrångebäck habe ich bei meinem letzten Besuch in Berlin erworben. In einem netten, kleinen Käsegeschäft. Er sah irgendwie urig aus. Ein Hartkäse, gewiss, aber einer, der sich doch ein bisschen unterschied von den übrigen Käsen in der Theke. Ich habe ihn gekauft, den Käse mit dem seltsamen Namen, und mit nach Zürich gebracht. Ein ganzes Pfund sogar. Und ich konnte, nachdem ich ihn verzehrt habe, Erstaunliches erfahren.
Käse aus Schweden (Foto: Wolfgang Fassbender)
Der Käse wird nämlich auf einem schwedischen Gut namens Almnäs erzeugt – nach einem uralten Rezept und nach Schweizer Vorbild. 101 Jahre lange produzierte man hier den ersten offiziell registrierten schwedischen Käse, von 1860 bis 1961; Vorbild war der Schweizer Emmentaler. Dann wurde die Tradition aufgegeben. 47 Jahre lang mussten die Gourmets auf einen neuen Wrångebäck warten, dann war er wieder da. Nach altem Rezept, das der alte Käsemeister herausgerückt hatte, und aus Bio-Milch erzeugt, zwischen neun und 15 Monaten gereift. Das Vorbild Emmentaler sieht man dem Käse nicht an – er kommt eher würzig als süsslich daher, es fehlen ihm auch die durch Propionsäure entstehenden grossen Löcher des Emmentalers. Aber er hat Charakter.
Gutschef Thomas Berglund ist übrigens nicht nur Schwede, sondern auch Schweizer. Sein Vater studierte in den 1950er-Jahren an der Zürcher ETH und lernte hier seine Mutter kennen. Auch zurückgekehrt nach Schweden, las Berglund senior regelmässig die NZZ. «Er hat immer interessante Artikel gefunden», erzählt Thomas Berglund. Und es hätte ihn gewiss gefreut, wenn die Eidgenossen den Almnäs-Käse probiert und für gut befunden hätten. Dass der schwedische Käse mit Schweizer Vorbild demnächst auch in Zürichs Käsegeschäften zu haben sein wird, sollte kein Wunschtraum eines NZZ-Bloggers bleiben!
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